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Sven Matt & Markus Innauer
Die Hinterfrager

Sven Matt mag den Anfang eines Projekts, Markus Innauer das fertige Produkt. Sven baut gerne, Markus liebt es zu gestalten. Die Architekten aus dem Bregenzerwald planen und bauen, hinterfragen und suchen nach Antworten, denken nach und vor. Ihre Arbeiten sind schlicht, ehrlich – und vielfach prämiert.

„Wir sind Architekten, wir haben auf alles Antworten“, sagt Sven Matt und schaut dabei Markus Innauer an, ganz ernst. Dann beginnen sie zu lachen. Die Frage, die zu dieser Aussage führte, war jene nach den persönlichen FAQs der Architekten: Habt ihr Fragen, die ihr euch selber immer wieder stellt? Dem Lachen folgt eine kurze Stille. „Vielleicht ist es dir auch schon so gegangen: Du stellst jemandem eine Frage und dann sagt der erstmal gar nix,“ so Markus. „Mir kommt vor, dass es prägend für die Region ist, zuerst nachzudenken und dann zu sprechen. Also nicht so schnell zu schießen – und immer alles zu hinterfragen,“ ergänzt er, der selber aus dem Bregenzerwald kommt, dort lebt und arbeitet. „Ich glaube, diese Mentalität spiegelt sich auch in unserer Architektur wider. Wir sind nicht die, die einen Eiskristall quer durch ein Gebäude schießen, wir verfeinern kontinuierlich“, so Markus weiter. Was sie bauen, schreit nicht. Es hält sich zurück, fügt sich in die Landschaft ein und fällt vielleicht gerade deshalb auf. Ihre Gebäude seien keine Angeberstücke. „Obwohl, ein bisschen kann man schon angeben damit“, sagt Markus. Sven lacht, Markus nach ein paar Momenten auch.

Wir sind Architekten, wir haben auf alles Antworten.

Markus und Sven sind Innauer und Matt.

Sie planen und bauen Berg- und Talstationen, Restaurants, Kindergärten und Häuser, die „Townhouse Pia“ oder „Haus für Julia und Björn“ heißen. Sie kennen sich seit der Schulzeit und arbeiten seit 2012 zusammen. Sie wollen Orte mit Bestand schaffen statt Architektur neu zu erfinden, sagen sie und meinen damit, dass ein Haus auch nach 50 Jahren noch funktionieren muss. „So wie die Gründerzeitbauten in Wien, die von der Wohnqualität her noch immer super sind – jeder will in einen Altbau ziehen,“ sagt Sven. Sorgfalt und Bedacht seien ihre Begleiter, Ehrlichkeit ein Schlüsselwert: „Wir behandeln die Materialien nicht zu stark, sondern belassen sie möglichst so, wie sie sind“, erklärt Sven, dessen Interesse für Architektur früh begann. Während er in jungen Jahren Baumhäuser in diversen Varianten baute, hatte Markus den hochgeschätzten Vorarlberger Architekten Oskar Leo Kaufmann als Nachbarn – „das hat mich schon ein bisschen beeinflusst“, wie er sagt. Sven faszinierte das Bauen, Markus das Gestalten. Sven mag die ersten Schritte, „wenn ein Projekt anfängt, man sich in eine neue Aufgabe reindenken muss und die Ideen so richtig fließen“. Markus findet es am Schönsten, „wenn etwas fertig wird und dann richtig gut aussieht. Wenn du durchgehst und es ist stimmig und das meiste funktioniert so, wie man sich’s gedacht hat“. Innauer und Matt ergänzen sich gut.

Wir behandeln die Materialien nicht zu stark, sondern belassen sie möglichst so, wie sie sind.

Das Architekten-Duo sieht es als seine Aufgabe an, Fundamente zu schaffen. Wenn Innauer und Matt ein Haus planen, haben sie den Anspruch, dass sich dessen Bewohner darin wiederfinden, „dass es ihren Vorstellungen zu leben entspricht“, so Sven. Sieht man sich ihre bisherigen Arbeiten an, dann stellt man fest, dass sie vor allem eines sind: sehr unterschiedlich – so wie die, die darin wohnen oder arbeiten. Dennoch kann man deutlich spüren, wer sie konzipiert und umgesetzt hat. Es sind aufs Wesentliche reduzierte Bauten mit Seele und Persönlichkeit. Räume, die ein Leben ermöglichen, das bestenfalls Glück bringt. „Schönheit ist die Verheißung von Glück“, sagte schon Stendhal, der berühmte französische Schriftsteller des 19.Jahrhunderts.

Das Büro der Architekten befindet sich in Bezau. Früher war es ein Fotostudio, heute arbeiten Markus und Sven an großen Tischen an ihren Projekten, während die Berge ihnen dabei durch die riesigen Glasflächen zusehen. „Die größte Qualität besteht darin, dass das Gebäude 55 Jahre alt und noch immer aktuell ist. Wir haben es so übernommen wie es war und mussten nichts verändern,“ so Sven. Markus ergänzt: „Der Raum wirkt stark und hat eine dichte Atmosphäre. Ich glaube das spürt man auch, wenn man reinkommt.“ Abends würden sie vor dem Büro sitzen, Dinge bequatschen, ein Bier trinken, andere Leute treffen – eben am Dorfleben teilnehmen. „Ich glaube, dieser Austausch wäre nicht möglich, wenn wir irgendwo im Rheintal in einer Büroschachtel sitzen würden,“ so Sven. Der Austausch geschieht sowohl innerhalb als auch außerhalb der Architektenszene. „Mit den Kollegen gibt es einen gesunden Konkurrenzkampf, der kollegial bleibt“, so Sven. „Ich finde es gut, dass man es mit ganz unterschiedlichen Leuten zu tun hat, denen man auf gleicher Ebene begegnet –  vom Bauern bis zum Herrn Doktor“, sagt Markus.

Ihre eigenen FAQs sind wenig konkret, da sie eher in die Kategorie Hinterfragen fallen. Umso konkreter sind die Fragen, die ihnen andere stellen: „Wie viel kostet das?“ sagt Markus. „Warum ist das so teuer?“ ergänzt Sven. Markus: „Wie kann ich das putzen?“ Sven: „Wie bekomme ich das Fenster auf?“ Zum Glück sind Innauer und Matt Architekten. Und die haben bekanntlich auf alles Antworten.

www.innauer-matt.com

Text: Martha Miklin // Friendship.is
Fotos: Ian Ehm // Friendship.is

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